Vorgehen verunsichert Schüler und Eltern
Am Montag gehen noch viele Kinder zur Schule – und selbst Arbeiten werden geschrieben. Dies sorgt für eine undurchsichtige Gemengelage mit parallelem Präsenz- und Distanz-Unterricht.
Paderborn. Schicke ich mein Kind zur Schule oder nicht? Diese Frage haben sich am Wochenende viele Eltern von jüngeren Schülern gestellt. Denn anstatt klarer Vorgaben durch das Land gab es am Freitag lediglich einen Appell , die Kinder angesichts der steigenden Corona-Zahlen nicht zum Unterricht zu schicken. Erschwert wurde das Ganze noch durch die Möglichkeit, angesetzte Arbeiten schreiben zu lassen. Eine undurchsichtige Gemengelage also mit parallelem Präsenz- und Distanz-Unterricht.
Auch im Hause Losinzky in Paderborn wurde diskutiert, was zu tun sei. Da bei seiner Tochter, die die Klasse 7 der Gesamtschule Elsen besucht, eine Arbeit geschrieben werden sollte, ging sie zum Unterricht, sagt Sven Losinzky, Vorstandssprecher der Stadtschulpflegschaft Paderborn. Diese fiel jedoch aus, da nur elf Schüler gekommen waren. „Ich finde es ganz fürchterlich, dass die Eltern die Entscheidung für Kinder in den Klassen 1 bis 7 treffen müssen“, sagt Losinzky. Das Land habe seine Verantwortung abgegeben. So kämen Eltern ins Grübeln, ob ihre Kinder etwa verpassten. Und wieder habe es die Informationen erst am Freitagmittag gegeben.
Losinsky kritisiert außerdem, dass es in der vergangenen Zeit noch immer nicht gelungen sei, das Distanzlernen auf wirklich richtige Füße zu stellen. Das passe nicht zum Jahr 2020. Schulen würden Konzepte entwickeln, die beim Land auf Widerstand stießen.
„Der Distanzunterricht läuft“
Am Goerdeler-Gymnasium waren in den Stufen Klassen der Stufen 5 bis 7 mindestens die Hälfte der Mädchen und Jungen in die Schule gekommen. „Für die 5 und 6 habe ich das auch erwartet“, sagt Schulleiterin Helga Lazar. Auch Arbeiten standen am Montag beispielsweise in der 7 an. Das Schulministerium räume diese Möglichkeit ein, so Lazar. Die Schüler hätten sich darauf vorbereitet, ehe am Freitag die Mail zum Schul-Lockdown kam. Aus Sicht der Schulleiterin sei es besser, wenn die Schüler jetzt schrieben, als sich sie in vier Wochen noch einmal in den Stoff einzuarbeiten. Verteilt in einem großen Raum oder in mehrere Räume hätten die Schüler ihre Klassenarbeit dann geschrieben.
Was die Arbeit mit der Lernstatt, der digitalen Plattform der Stadt Paderborn und ihren Anwendungen betrifft, so habe sie von Kollegen gehört, dass es bis zur vierten Stunde stabil lief und die Leitungen hielten. „Der Distanzunterricht läuft, im Moment haben wir keine Probleme“, sagt Lazar. Problematisch sei jedoch die Ausstattung mit Tablets, von denen es am Goerdeler-Gymnasium 15 Stück gebe, die Schüler ausleihen könnten. „Die reichen bei Weitem nicht“, betont Lazar.
Es werden noch Arbeiten geschrieben
Auch die Stufen 5 bis 7 der Friedrich-Spee-Gesamtschule waren am Montag recht gut besucht. „Das Angebot des Homeschooling wurde in den jüngeren Jahrgängen eher wenig angenommen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Baldauf. Die 7 sei zur Hälfte mit Schülern besetzt gewesen, die 5 und 6 sogar zu zwei Dritteln. Auch hier werden – ergänzend zu den Klausuren der Oberstufe – noch in der kompletten Woche Arbeiten geschrieben. Dies betrifft die 9 und 10 sowie vereinzelt die Jahrgänge 5 bis 7. Die, die nicht im Unterricht, sondern zu Hause seien, könnten nachschreiben, so Baldauf. Um die Mischung aus Präsenz- und Distanzunterricht zu koordinieren, werde für diese Woche ein eigener Stundenplan erstellt.
Aus Baldaufs Sicht kämen die jungen Schüler mit der Situation besser klar. Die Älteren seien verunsichert, dass nicht genügend Unterrichtsstoff vermittelt werde und auch schon in Sorge ums Abi. Was das Distanz-Lernen betrifft, so werde die Lernstatt an der Spee-Gesamtschule weniger genutzt, dafür umso mehr Untis und Padlets, in das klassenweise Aufgaben gestellt werden. Mit persönlichen Sprechzeiten oder Videokonferenzen werde das Ziel verfolgt, mit möglichst vielen Schülern in direkten Kontakt zu treten. Für Schüler, denen die technische Ausstattung fehlt, wird es künftig 130 Tablets geben, deren Ausgabe angelaufen sei, so Baldauf.
© Neue Westfälische Paderborn, 15.12.2020